Marienbad

  • Gut, da es noch keinen eigenen Thread gibt, mach ich den Anfang:



    MARIENBAD - LEGENDE UND FLUCH


    "Als ich das erste Mal von Marienbad hörte war ich noch ein Kind. Meine Großmutter erzählte mir davon - und ich tat die alten Geschichten als Folklore ab, Legenden aus jener Gegend, wo sie geboren war: man hörte zu, lächelte darüber - und vergaß den Großteil der Geschichten.
    Mit 16 Jahren besuchte ich Marienbad - oder besser gesagt das, was davon übrig geblieben war…
    Ende des 2. Weltkriegs wurde meine Oma (und meine Mutter, damals noch ein sehr junges Mädchen) wie so viele andere auch aus ihrer Heimat vertrieben - aus Sudetendeutschland, heutzutage in der Tschechei gelegen.
    Großmutter wollte nach all den Jahren noch einmal ihr Heimatdorf Stein-Schönau besuchen - und auch den Nachbarort Marienbad, in einem kleinen Tal gelegen, nahe dem Fluß Starnach. Doch Marienbad existierte nicht mehr. Das Tal verschwunden, geflutet worden im Jahre 1961, ein großer Stausee befand sich an der Stelle wo Marienbad einst lag.
    Es herrschte eine seltsame, bedrückende Atmosphäre als wir auf der Dammkrone spazieren gingen. Großmutter weinte einige Male, da wenig nur mehr von der Gegend zeugte wo sie ihre Kindheit verbracht hatte. Aber das war es nicht allein, was auf das Gemüt drückte. Dieser riesige Stausee, in dessen schwarzer Tiefe sich die Ruinen dessen befand was einmal ein kleines Dorf gewesen war, wirkte eher wie ein stilles, mahnendes Grabmal auf mich. Erst viele Jahre später erfuhr ich, das ich an jenem Tage nicht einmal falsch lag…
    Großmutter verstarb Ende der 90er. Als ich letztes Jahr auf dem Dachboden meines Elternhauses nach ein paar persönlichen Unterlagen aus meiner Kindheit suchte, stolperte ich über eine Kiste mit Hinterlassenschaften meiner alten Dame. Darunter ein altes Buch aus dem Jahre 1939 in altdeutscher Schrift. Sein Titel: “Der Fluch Marienbads”. Mein Interesse war sofort geweckt, ich nahm es an mich und las es kurze Zeit darauf. Und der Inhalt war mehr als nur interessant.
    Jene Geschichten, die mir meine Großmutter vor vielen Jahren in kindgerechter Form erzählt hatte, waren ein vielfaches düsterer als ich jemals angenommen hatte. Ich erfuhr von Roslins Schicksal, von der “Flammnacht” 1907, vom Ausflug der sieben Kinder im Sommer 1912 und von vielen anderen, teils sehr seltsamen Begebenheiten. Ob auf dem Dorf Marienbad tatsächlich ein Fluch lag wie es der Titel des Buches suggerierte - und ob es dieser Fluch war, der viele Bewohner Marienbads zu ihren absonderlichen Taten trieb - wer vermag es zu sagen?
    Tatsache ist, das die bloße Anzahl von Suiziden, Morden und ähnlicher schwerer Vergehen außergewöhnlich hoch erschien für ein kleines , unscheinbares Dorf. Vielleicht zu hoch… so das man beschloss, es 1961 ein für alle mal von der Erdoberfläche zu tilgen und einen Stausee dort zu errichten, wo einst das Starnach-Tal lag.
    Diese außergewöhnliche Geschichte ließ mich nicht mehr los. Und als ich bei weiteren Recherchen von jenen Zwölfen erfuhr, die mit Marienbad untergingen und sich aus freien Stücken der Flut von 1961 ergaben war mir klar, das das Schicksal Marienbads eine musikalische Aufarbeitung mehr als wert ist. Man hat als Künstler manchmal das Gefühl, etwas unbedingt machen zu müssen, wie ein innerer kreativer Zwang - und dieses Album gehört eindeutig in diese sehr seltene Kategorie.
    Ich fragte Yantit ob er mich bei diesem Vorhaben unterstützen wollte und auch er war sofort begeistert von der Idee hinter der Sache.
    Vieles begann dann ein erstaunliches Eigenleben zu entwickeln. Aus einer Laune heraus besuchten wir im Dezember 2009 für eine Woche die Tschechei - jenes Gebiet, das früher einmal Sudetendeutschland hieß. Wir quartierten uns ein in Stein-Schönau in einem Landgasthof, nur wenige 100m entfernt vom Elternhaus meiner Mutter und Großmutter.
    Und wir waren in dieser einen Woche sehr oft dort oben auf der Dammkrone - nicht der eisige Wind allein sorgte für die Gänsehaut auf unseren Rücken…
    In diesen sieben Tagen entstanden die Texte zu diesem Album und ein Großteil der Musik. Und nun ist es an der Zeit das Vermächtnis nach draußen in eine Welt zu tragen, die Marienbad längst vergessen hat.
    Aber manche Dinge lassen sich nicht begraben. Nicht für immer.



    M. Roth, nahe Marienbad, im Dezember 2009"


    Zitat von hier


    "Marienbad ist ein Dark-Metal-Projekt von Michael Roth (Eisregen), das er mit Musikern von unter anderem The Vision Bleak und Hämatom realisiert hat."



    Ein paar eigene Worte:
    Ich höre das Album seit ein paar Wochen un bin nach wie vor begeistert! Ausfälle gibt es meiner Meinung nach überhaupt nicht, höchstens Lieder,
    die nicht ganz an die Qualität der anderen heranreichen oder nicht wirklich ins Konzept passen wollen, bspw. "Endbahnhof". Meiner Meinung nach^^


    Was sagt ihr?
    Und für die, die es noch nicht kennen, schaut euch einfach auf youtube um. Ich empfehle Lieder wie "Flammnacht" und "Roslins Fluch".
    Aber am besten macht sich das ganze doch in seiner Gesamtheit - also komplettes Album besorgen, sich Zeit nehmen und dann in Ruhe durchhören! :popc1:

    2 Mal editiert, zuletzt von Drummer93 ()

  • kann ich nur bestätigen :ok:


    kenne aber nur den deutschen Teil des Albums, lohnt sich aber aufjedenfall da mal reinzuhören

  • Als Eisregen Fan war das für mich sowieso ein Muss. Das Album ist wirklich extrem dunkel und mir ist es schon oft kalt den Rücken runtergelaufen als ich die CD angehört habe.
    Eine klare Empfehlung, auch für Rammstein Fans!

  • Ich hab auch die englische version, hab die aber noch nie ganz gehört, Hr Roths Stimme is auf Englisch noch so der Bringer, finde ich.
    Aber das is allemal ne geile Idee ein Album komplett auf Deutsch un Englisch aufzunehmen^^

  • Hab das Album seit Weihnachten und finde es auch wirklich faszinierend, wobei ich die Lieder "Wasserwall" und "Unter Dammkrone" am Besten finde. :O