KMFDM - Kein Mitleid für die Mehrheit
Genre: Industrial Rock
Gegründet: 1984
Aktiv bis heute
aktuelles Album: Hau Ruck (2005) bzw. Ruckzuck (Hau Ruck Remixe, 2006)
Derzeitige Mitglieder:
Sascha Konietzko aka Käpt'n K (Gründer)
Lucia Cifarelli (Ex-mdfmk, Ex-Drill)
Jules Hodgson (Ex-PIG)
Andy Selway (Ex-PIG)
Steve White (Ex-PIG)
Das Mysterium: Wofür steht KMFDM?
Das Kürzel KMFDM gibt den Weisen des Abendlandes bis heute immer wieder Rätsel auf. Der Legende zufolge soll Sascha in den wilden 80er Jahren des ausgehenden 20. Jahrhunderts den Namen derart geformt haben, dass er einfach Überschriften von Zeitungsartikeln zusammenwarf.
Das Ergebnis war "Kein Mehrheit für die Mitleid", das kurzerhand auf KMFDM abgekürzt wurde um einprägsamer und für Raymond Watts (der damals noch Mitglied war) überhaupt aussprechbar zu sein.
Sinngemäß steht es natürlich für Kein Mitleid für die Mehrheit. Diese zweite, häufig angetroffene Auslegung des Kürzels wurde mittlerweile auch schon häufig von Konietzko selbst bestätigt. Man kann also ruhigen gewissens von "Kein Mitleid für die Mehrheit" sprechen, obwohl die Band da gerne auch etwas herumwitzelt (Keiner macht für dich Mehr, Kill Mother fucking Depeche Mode, Kylie Minogue Fans don't masturbate, Keep Madonna from doing Music ...).
Fazit: Man sollte die Band nicht auf das Kürzel reduzieren und das nicht wichtiger machen als es eigentlich ist.
Eine kurze Geschichte der Band
Die 80er Jahre
Angefangen hat der ganze Schlamassel wie gesagt 1984 mit dem Album OPIUM. Die ca. 500 Stück sind angeblich vor allem durch Hamburger Clubs gewandert und sorgten dafür dass sich die Band in der hiesigen Szene einen Namen machte.
Es folgten noch drei weitere Alben in den 80ern:
What Do You Know, Deutschland? (1986)
Don't Blow Your Top (1988)
UAIOE (1989)
84-86
Bei 84-86 handelt es sich um eine Compilation, die erst 1992 veröffentlicht wurde und zumeist Liveaufnahmen von B-Seiten aus den Jahren 84-86 enthält.
Die Urbesetzung:
- Sascha Konietzko
- Udo Stürmer
Ausgehend von Opium und WDYKND kann man den Sound als teils altertümlich, teils sehr experimentell anmutende elektrolastige Stücke beschreiben. Gerade Opium war meist sehr experimentell geprägt und hatte viele Stücke, die eben nur durch Samples und Zitate mit mehr oder weniger unzusammenhängenden Textfetzen versehen oder ganz instrumental waren. Kritik an der zeitgenössischen Politik (Helmut, mein Helmut) und der Mediengläubigkeit der Menschen (Entschuldigung) waren bereits hier schon wichtige Themen.
Das zweite Album, What do you know, Deutschland?, wartete zum ersten Mal mit einer der später berühmten Zeichnungen von Brute!, einem der Band nahestenden Künstler, auf, die zu einem Markenzeichen der Band werden sollten.
Gleichwohl wurde der politische Aspekt mit Songs wie Deutsche Schuld, der sich mit dem Goebbels-Vergleich von Helmut Kohl gegenüber Gorbatschows beschäftigte, oder What do you know?, eine Kritik am US-Imperialismus mittels einer zusammengeschnittenen Rede über die US-Pläne für das Nachkriegseuropa ausgebaut.
Obwohl sich dieses Album sehr viel Hörgewohnheitsfreundlicher gestaltete als sein Vorgänger blieb er jedoch immer noch recht experimentell, wie sich z.b. an dem Song Lufthans zeigt.
Komischerweise hört man Opium die 80er kaum an, während WDYKD geradezu nach den 80ern stinkt.
Anspieltips KMFDM 1984-1990:
(chronologisch geordnet)
- Helmut! Mein Helmut
- Warp'd
- Entschuldigung
- Get it
- Big Shit
- What do you know?
- Me I funk
- Lufthans
- Kickin Ass
Die 90er Jahre
In den 90ern veröffentlichte KMFDM die folgenden Alben:
Naïve (1990)
Money (1992)
Angst (1993)
Naïve/Hell To Go (1994)
Nihil (1995)
Xtort (1996)
Symbols (1997)
Adios (1999)
Außerdem folgende Kompilationen:
Agogo (1998)
Retro (1996/1998)
Mitglieder (Plusminus):
- Sascha Konietzko
- Raymond Watts
- En Esch
- Günter Schulz
- Mark Durantula
- Dorona Alberti/Abby Travis
Die 90er waren eine wichtige Zeit für die Band. Man schaffte 1989/1990 den Durchbruch in den USA und tourte dort erstmals. Bald darauf zog es die gesamte Band nach Chicago bzw. Seattle und gegen Ende der 90er kam es zu einem handfesten Streit zwischen Konietzko und dem dynamischen Duo En Esch/Günter Schulz. Beide Seiten vertraten unvereinbar verschiedene Standpunkte bzgl. der Zukunft von KMFDM und so beschloss man schließlich die Band 1999 aufzulösen.
Viele Fans halten die 90er für die Glanzzeit der Band.
Anfang der 90er beginnt der Stil der Band selbstbewusster und härter zu werden. Zu der Elektronik, die immer ausgereifter klingt, gesellen sich nun immer mehr, zunehmend härter klingende Riffs von E-Gitarren und ein stampfender Beat, der auch häufig als Ultraheavy Beat bezeichnet wird (Achtung!, Liebeslied, Go to Hell, Light, Sucks, Glory, No Peace, Ultra ...).
Das aber nur auf der einen Seite. Auf der anderen Seite produziert die Band auch mehr oder weniger einfache Songs mit eingängigen Melodien und poppigem Charakter, deren Höhepunkt Juke Joint Jezebel bildet, das sogar auf großen Radiosendern gespielt wird (Naïve, Piggybank, ...).
Aus rechtlichen Gründen wird Naïve 1994 neu aufgelegt, da man verbotenerweise einfach ein Sample aus Carl Orffs O Fortuna für den Song "Liebeslied" verwendet hatte.
Anspieltipps 1990-1995:
(chronologisch geordnet)
- Naïve
- Liebeslied
- Achtung!
- Go To Hell
- Vogue
- A Drug Against War
- Light
- Glory
- No Peace
- Sucks
In der zweiten Hälfte der 90er Jahre werden die Alben zunehmend härter und auch die Elektronik klingt nicht mehr so brav.
Vor allem auf Xtort und dem Nachfolgealbum Symbols wird die Elektronik stark aufgerauht (Anarchy, Dogma, Waste, Son of a Gun, ...).
Generell haben die Songs nun mehr Biss und wirken deutlich vielschichtiger als viele der früheren Produktionen.
Etwa um diese Zeit herum touren KMFDM zusammen mit Rammstein.
Adios, das eigentlich die Trennung vom Plattenlabel Waxtrax markieren sollte wird zur Platte, die die Trennung der Band markiert. Die meisten Songs klingen wenig inspiriert und flach, auch wenn sie deutlich schneller sind als vieles was vorher kam (Adios, Rubicon).
Doch Adios soll nicht das letzte Album gewesen sein.
Anspieltipps 1996-1999:
(chronologisch geordnet)
- Inane
- Apathy
- Dogma (hammertext)
- Megalomaniac
- Leid und Elend
- Spit Sperm
- Anarchy
- Down and Out
- Unfit
- Waste
- Adios
- Rubicon
mdfmk und die Reunion: Das Jahr 2000 bis zur Gegenwart
Nach der Auflösung von KMFDM schlägt sich Sascha zusammen mit Tim Sköld von ohGr, einem Projekt von Ex-Skinny Puppy und Ministrymitbegründer Nivek Ogre, und Lucia Cifarelli von Drill durch und gründet mit selbigen Leuten sein eigenes Projekt mit dem Namen mdfmk. Günter Schulz und En Esch hingegen gehen mit ihrer neuen Band Slick Idiot hingegen eigene Wege.
Im Jahr 2000 erscheint das erste und einzige Album von mdfmk, das den Namen der Band trägt. Sascha gibt sich hier bewusst unpolitisch und friedlich. Leider wirkt sich das auch auf die Musik aus. Selbige ist eine superseichte Mischung aus tanzbarem Elektro, vermischt mit einem Hauch von Härte in Form von E-Gitarrenbegleitung. Hier werden schon die Grundzüge für den neuen Sound von KMFDM festgelegt, allerdings klingt das Album leider wenig eigenständig und oftmals verlaufen sich die Songs im Sand weil sie nur wenig Charakter haben.
Zu den wenigen Stücken die auch dauerhaft im Kopf bleiben zählen Torpedos und Get out of my head.
Anspieltips zu mdfmk:
- Torpedos
- Now
- Get out of my head
- Witch Hunt
- Missing Time
ATTAK: KMFDM kehrt zurück!
2002 wird das Jahr der Reunion. mdfmk wird zu den Akten gelegt und fortan wird wieder politischer Industrial Rock im modernen Gewand gespielt.
Zusammen mit Tim Sköld, Lucia Cifarelli, Bill Rieflin und einigen Mitgliedern von PIG (Raymond Watts und Jules Hodgson) wird das Comeback-album Adios fertiggestellt. Man merkt der Musik aber noch deutlich an, dass einige Bandmitglieder nicht mehr mit dabei sind. So klingt Attak im großen und ganzen auf lange Zeit immer noch relativ seicht und nicht besonders einprägsam, auch wenn sie härter sind als das was unter dem Label mdfmk abgeliefert wurde.
Die auf das Album folgende Sturm & Drang Tour wird dennoch ein voller Erfolg auf dem auch einige Songs von PIG kräftig aufgepeppt zum Besten gegeben werden.
Aber erst 2003 feiert KMFDM das definitive Comeback mit dem Erscheinen von WWIII.
(aktuelle Besetzung)
Das Album nimmt kein Blatt vor den Mund und hat sowohl einen hammerharten Opener als auch durch und durch gelungene, kritische Texte, die sich mit der damals aktuellen Politik der USA auseinandersetzten (War on Terrorism, Axis of Morons usw).
WWIII ist ein astreines Album mit flotten, eingängigen Songs und jeder Menge Riffs - wahrscheinlich die beste Platte seit der Reunion.
2005 erscheint Hau Ruck. Das Album bietet bewährte Musik im Stil von WWIII, ist jedoch etwas ruhiger im Grundton. Einige der Songs werden von der Band noch einmal verwurstet und 2006 als Remixsammlung Ruck Zuck zusammen mit einem Cover des DAF-Klassikers "Der Mussolini" noch einmal herausgegeben.
Anspieltips KMFDM 2002-2006:
(chronologisch geordnet)
- Sturm & Drang
- ATTAK/RELOAD
- Find it Fuck it Forget it (LIVE)
- WWIII
- Intro
- Stars & Stripes
- Blackball
- Last Things
- Revenge
- From Here on Out
- Free your Hate
- New American Century
- Hau Ruck
- Mini Mini Mini
- Professional Killer
- Everyday's a good day
- Auf wiedersehen
- Der Mussolini
Tut mir leid, dass der Text so lange ist, aber die Band hat eben doch eine ziemlich umfangreiche Geschichte.
Es hat ziemlich lange gedauert das alles zusammenzutragen, ich würd mich also sehr freuen wenns auch jemand lesen und sogar beantworten würde