Hochzeit mit einer Leiche

  • Hochzeit mit einer Leiche
    Kinostart: 3. November 2005



    Eine arrangierte Hochzeit soll das Leben der Neureichen Van Dorts und der verarmten Adelsfamilie Everglot verbessern. Die durch eine Fischfabrik reich gewordenen Van Dorts wollen als Mitglieder der besseren Gesellschaft akzeptiert werden, während die Everglots dringend das Geld der Van Dorts benötigen. Nichts zu sagen haben in all dem die Heiratskandidaten: der hyperscheue und etwas tollpatschige Victor Van Dort (im Original gesprochen von Johnny Depp) und die romantische Victoria Everglot (Emily Watson). Nachdem es bei einem ersten Treffen der Beiden wider erwarten ‚funkt', steht auch schon die Probe der Hochzeit vor der Tür, womit das Desaster beginnt. Leicht tölpelig vermasselt Victor mal um mal seinen Heiratsschwur, bis ihn der gestrenge Pastor Galswells (Christopher Lee) aus der Kirche wirft, mit dem Hinweis, er solle gefälligst seinen Schwur üben. Das tut Victor in der Abgeschiedenheit des Waldes und steckt nach geschafftem Schwur einem Ast den Hochzeitsring an. Einzig, es ist kein Ast, sondern der Finger einer Leiche (Helen Bonham Carter), die daraufhin flugs von den Toten erwacht und Victors Heiratsgesuch willig annimmt. Muss Victor jetzt als Ehemann einer Leichenbraut in der Unterwelt bleiben? Welches Geheimnis steckt hinter ihrem Schicksal? Was wird Victoria tun? Und was bezweckt der mysteriöse Hochzeitsgast Barkis Bittern (Richard E. Grant)?


    "Hochzeit mit einer Leiche" ist in jeder Hinsicht Klassen besser als sein direkter Vorgänger und Vergleichsfilm, der von Tim Burton produzierte (aber nicht inszenierte) Stop-Motion-Animationsfilm "A Nightmare before Christmas". Natürlich ist er technisch ausgefeilter, aber auch liebevoller, kohärenter, besser geschrieben und schlichtweg ergreifender. "Nightmare" war cleverer und düsterer, dafür kann man ihn bewundern, aber nicht lieben. "Hochzeit mit einer Leiche" ist dagegen ein Fall für eine cineastische Liebesaffäre; ein - trotz Goth-Atmosphäre, Leichen weit und breit und der Unterwelt als Schauplatz - für Burton-Verhältnisse fast sommerlich leichter Film, voller Witz und Charme.
    Wie in einem Disneyfilm gibt es auch hier ein paar Musical-Nummern von Burtons Stammkomponist Danny Elfman, die aber direkt in die Story des Films eingebunden sind und nicht wie Fremdkörper wirken, wie noch so manche in "Nightmare" und in "Charlie und die Schokoladenfabrik". Dazu kommen herrliche Gags, sowohl visueller Natur als auch im Sprachwitz. Wenn etwa ein "Second Hand Shop" in der Unterwelt seiner wortwörtliche Bedeutung entspricht, hat man gar beides.
    Der Film birgt aber auch eine andere, satirische Note in sich, denn im Laufe des Films wird die Praxis der Standes- bzw. Zwangsheirat - gerade im 19. Jahrhundert, in dem der Film auch spielt, weit verbreitet - aufs Korn genommen und als unsinnig und unwürdig entlarvt. Erstaunlich dabei, wie viel Romantik und Gefühl das Drehbuchschreiber-Trio dabei hereinbringt, bei allen Gags aber auch Ernsthaftigkeit. Hier geht es um gestohlene Leben, unerfülltes Verlangen, um den Wert von (Ehe-)Versprechen und natürlich auch um die große Liebe. Wichtige Themen also, die dem reinen Unterhaltungswert Tiefe und dramaturgisches Gewicht hinzufügen.


    "Hochzeit mit einer Leiche" ist natürlich ein Märchen, versteht sich auch so, bis hin zum bittersüßen Finale. Dementsprechend ist die Geschichte simpel und die Storywendungen kann man nach einer Viertelstunde auch allesamt erraten haben. Die Dreiecksgeschichte um Victor, Victoria und Emily verliert trotzdem nie an Spannung oder Einfallsreichtum, ganz im Gegenteil. Denn nachdem der Anfang des Films doch recht konservativ erscheint, weil er sämtliche Geschichtsstränge zumindest im Keim aufbauen muss, geht es nach der titelgebenden Hochzeit so richtig los: In der Unterwelt zieht Burton alle bekannten Register der grotesken Kulissen und schaurig-schönen Gags. Wie immer interessieren ihn die bunten Fantasywelten mehr als das graue normale Leben. Diese Vorliebe fürs Skurrile zieht sich ja auch durch sein gesamtes Schaffen: Charlies grauer Lebensalltag wird gegen die knallbunte Schokoladenfabrik eingetauscht, im "Big Fish" stachen besonders die märchenhaften Erzählungen ins Auge, und auch hier wird der Film erst lebendig, als er sich mit den Toten beschäftigt.
    Geschickt kontrastieren Burton und Co-Regisseur Mike Johnson dabei Unterwelt und unsere Welt. Die Welt der Lebenden ist das eigentliche Totenreich, ihr wurde nicht nur alle Farbe, sondern auch alle Lebensfreude, ja alles Lebendige entzogen. Die Unterwelt dagegen sprüht vor Farbe und, ja, Lebensfreude (oder Totenfreude?), sämtliche toten Charaktere scheinen mehr Puls zu besitzen als die Lebenden - von Victoria und Victor mal abgesehen. Und so wirken diese Knochenmänner und Zombiefrauen auch gar nicht besonders schrecklich, auch wenn der Film natürlich nichts für die Kleinen ist.
    Gerade die Unterwelt hat eine ganze Reihe von herzallerliebsten Figuren zu bieten, die man sofort ins Herz schließt - Scraps, Victors Knochenhündchen ("Du hättest ihn mal mit Fell sehen sollen!") ebenso wie die neunmalkluge Made, die es sich in Emilys Kopf gemütlich gemacht hat. Liebenswertester Charakter ist aber eindeutig Elder Gutknecht, der klapprige Knochenopi, der Victor und Victoria in die Welt der Lebenden zurückschickt. Sollte Oscar-prämiert werden als beste Skelettdarstellung in einer Nebenrolle. Und wo wir schon bei Superlativen sind: Das weltbeste Zitat von Rhett Butlers berühmtem Abschiedssatz "Frankly, my dear, I don't give a damn" gibt es hier auch zu bewundern. Wie fast immer bei Burton also: makabre Wundertüte, ordentlich was los, Futter für die Augen.


    Für letzteres sind zweifellos auch die technischen Fortschritte der letzten Jahre verantwortlich, denn die althergebrachte Stop-Motion-Technik wird nun mit moderner CGI ergänzt, das Ergebnis ist das Beste beider Welten: Die Puppen besitzen nicht nur eine extreme Ausdruckskraft (auch dank ihrer riesigen Augen), sondern auch einen gewissen unperfekten Charme, den kein Rechner erzielen kann. Die mit CGI unterstützten Kulissen und Hintergründe dagegen sorgen für ein tolles Seherlebnis. Nicht zu steril, aber trotzdem technisch hochwertig und visuell hochklassig - so muss das gemacht werden. Da sollten sich langweilig und bieder animierte Filme wie "Madagascar" mal was schämen.
    Ein Lob muss an dieser Stelle auch mal Co-Regisseur Mike Johnson gemacht werden, der schon jahrelang an "Hochzeit mit einer Leiche" werkelte, bevor Burton dazu stieß. Er scheint einen guten Einfluss auf Burton ausgeübt zu haben, denn anders als bei anderen Filmen (besonders beim erbärmlichen "Planet der Affen"-Remake) verliert dieser hier vor Ausstattung und Design nicht Figuren und Geschichte aus den Augen.


    Zum vollendeten Meisterstück wird "Hochzeit mit einer Leiche" aber durch die perfekte Besetzung, zumindest in der englischen Originalfassung (und keine andere sollte man sehen, denn wer will schon Depp & Co. missen?). Besonders die drei Hauptcharaktere sind nicht nur vom Drehbuch präzise aufgebaut, sondern eben auch ihren Sprechern sorgsam angepasst: Johnny Depp variiert hier seinen scheuen Exzentriker Willy Wonka, macht Victor aber deutlich weniger eigensinnig und dadurch wesentlich gelungener als Held der Geschichte. Emily Watson verleiht Victoria dieselbe Mischung aus unschuldiger Süße und leiser, aber fester Entschlossenheit, die man auch sonst von der englischen Mimin kennt. Und Helena Bonham Carter - Burtons Ehefrau, wie immer dabei - gibt Emily, der Leichenbraut, eine rührende Verletzlichkeit.
    Dazu kann man noch die britischen Altmimen Christopher Lee (mit seiner wuchtigen Stimme genau richtig als Furcht einflößender Pastor) und Michael Gough (bekannt als Butler Alfred aus den "Batman"-Filmen, einfach toll als Elder Gutknecht) aufbieten, sowie Albert Finney aus "Big Fish" und Tracey Ullmann als Victors überdrehte Mutter. Kurzum: ein tolles Ensemble, das die Figuren ganz wunderbar lebendig werden lässt. Selten hat man einen Film voller Toter gesehen, der derart lebendig und lebensbejahend ist.


    Dies ist auch die größte Errungenschaft des Films: Er ist makaber, aber er hat Herz und Seele, beides in enormer Menge. Man hätte ja kaum gedacht, dass "süß" und "schaurig" dasselbe bedeuten können, aber man lässt sich gern eines Besseren belehren. "Hochzeit mit einer Leiche" ist eine mit tollen Gags und satirischen Spitzen versehene romantische Komödie (mit Untoten), ein bewegendes Liebesdrama mit Dreiecksbeziehung, ein fetziges Musical mit Begleitung auf der Knochengitarre. Er ist eben all dies: romantisch, witzig, musikalisch, dazu Unterhaltung abseits bekannter Pfade. Kann man denn mehr wollen?


    Nicht nur, weil er in einem Jahr mit eher schwacher Konkurrenz erschien: Der Oscar für den besten Animationsfilm (sofern Stop-Motion mit Puppen darunter fällt) muss "Hochzeit mit einer Leiche" gehören, denn schöner, stimmungs- oder liebevoller als hier kann man einen Animationsfilm nicht machen. Ein Genuss für Augen, Gehirn und Gefühl. Ach, was soll's: Ein kleines Meisterwerk!




    freu mich sehr auf den film
    morgen gehts los!!!


    edit: der trailer:
    Hochzeit mit...

  • So nun habe ich mir den Film heute angesehen und muss sagen das wenn Disney ihn gedreht hätte keiner reingegangen wäre. Es ist eine typische Walt Disney Geschichte aber total süss aufgezogen und vor allen Dingen lustig. Ich kann den Liebhabern von Tim Burton Filmen diesen nur empfehlen. Obwohl ich eigentl. sagen muss das es keine außergewöhnliche Story ist.

  • sieht mir halt sehr nach einem typischem Tim Burton Film aus! Keine ahnung wie der Film ist aber Tim Burton ist eigentlich ein geniale Reggiseur und seine Filme sind meistens Top!

  • Hab ihn heute im Kino gesehn und mir hat er gefallen (so süss!). Ja gut, das Ende ist sehr kitschig aber das gehört doch irgendwie auch dazu.
    Tim Burton Filme sind ansich eh schon klasse, das war eigentlich auch allein der Grund warum ich mich heute für den Film entschieden hab. Wurde aber nicht enttäuscht, lohnt sich (obwohl er so kurz war).